In Erinnerung an Horst Eckel: Der Außenläufer

Veröffentlicht am 9. Februar 2022 Historisches Schlaglicht
Autogrammkarte Horst Eckel 1954, WM-Empfang Kaiserslautern (Stadtarchiv Kaiserslautern, Fotoslg.)

Befasst man sich ohne größere Vorkenntnisse eingehender mit Leben und Leistung von Horst Eckel, stellt man relativ schnell fest, warum ihn so viele Menschen schätzten und respektierten. Im Gegensatz zu so manch anderem talentierten Sportler seiner Zeit und erst recht unserer Tage stand ihm kein übersteigertes Ego beim Erreichen dessen im Weg, was für ihn ein erfolgreiches, weil gerade erfülltes Leben ausmachte. Weltmeister 1954, deutsche Fußballlegende und Urgestein des 1. FC Kaiserslautern, ging er seinen Weg einerseits selbstbewusst, diszipliniert und unaufgeregt, vergaß andererseits – in seinen eigenen Worten der wichtigste Grundsatz – aber auch nie, woher er kam. In den letzten fünf Jahren war er der letzte lebende Spieler der sagenumwobenen Elf von Bern gewesen, deren Außenseitersieg im WM-Finale gegen Ungarn 1954 nach Ansicht vieler Zeithistoriker ein zentrales, identitätsstiftendes Ereignis der jungen Bundesrepublik markierte. Er verkörperte dabei, zusammen mit seinem väterlichen Freund und Mentor Fritz Walter und diversen anderen Spielerkollegen, exemplarisch eine Ära des Profifußballs (und -sports allgemein), in welcher dessen heute allgegenwärtige Kommerzialisierung allenfalls in den Anfängen steckte. Als „Held“, als „Star“ des seither etablierten öffentlichen Narrativs, hat er sich selbst bei aller ehrlichen und verdienten Freude über seine Erfolge nie gesehen.

Jugend und erste Erfolge beim 1. FCK

Horst Eckel wird als eines von drei Kindern am 8. Februar 1932 im westpfälzischen Vogelbach, heute ein Ortsteil von Bruchmühlbach-Miesau, geboren. Bereits als kleiner Junge tritt er gegen Steine und Äpfel, seine allererste fußballerische Inspiration ist der ältere Bruder Hans, in den kommenden Jahren wird dann Fritz Walter, umjubelter Kapitän des 1. FCK, sein Idol. Ab dem Alter von sieben wächst er im Krieg auf, erlebt Fliegerangriffe auf den benachbarten Verladebahnhof von Bruchmühlbach. Zum Trauma der Familie gerät der Tod des erst achtzehnjährigen Hans an der Ostfront 1942. Ab 1947, in der tristen Nachkriegswirklichkeit, macht sich Horst zunehmend einen Namen beim örtlichen Fußballverein SC Vogelbach, obgleich einer der jüngsten Spieler avanciert er dort, in der Kreisliga, auf der Mittelstürmerposition rasch zum Torschützenkönig. Dass der schlanke, extrem schnelle Jungspund schon in dieser Frühphase regelmäßig mit älteren, ausdauernderen Mitspielern trainiert, fördert in entscheidendem Maße die Entwicklung seiner so wichtigen und bald beachtlichen Kondition. Nach Abschluss der Schule arbeitet Eckel zunächst im Sägewerk Bruchmühlbach für einen kärglichen Lohn.

Seine Initialzündung in Richtung Profikarriere ereignet sich schließlich 1949 während einer sommerlichen 8:4-Begegnung Vogelbach gegen Kindsbach, bei der sich Horst in einen regelrechten Rausch spielt. Zufällig Zeuge des Ganzen ist Richard Schneider, Trainer der Juniormannschaft des 1. FCK, der den erstaunten Nachwuchstorjäger kurz darauf einlädt, am Training auf dem Betzenberg teilzunehmen. Hier überzeugt der Neue entgegen eigener Einschätzung auf Anhieb und wird ins Juniorenteam aufgenommen, seinen ersten Einsatz im FCK-Trikot bestreitet er auswärts in Mehlingen. Als er bei einem Spiel gegen Vorderpfalzmeister Frankenthal ganze fünf Tore erzielt, rückt er schließlich in die Erste Mannschaft des 1. FCK auf, die bald von Schneider übernommen wird. Bestand der größte Traum des jungen Manns bislang lediglich darin, beim selben Verein wie Fritz Walter zu spielen, findet er sich nun plötzlich neben seinem Idol, dessen Bruder Ottmar und Spielern wie Werner Liebrich oder Werner Kohlmeyer auf dem Rasen wieder. Kann sein Debut in der A-Auswahl gegen Ludwigshafen noch nicht überzeugen, nehmen ihn Schneider und Fritz Walter, von seinem Potential weiterhin überzeugt, unter ihre Fittiche. Mit Erfolg, Eckels Leistungen verbessern sich spürbar, aufgrund seiner Torgefährlichkeit mausert er sich in der Saison 1950/51 zum Stammspieler. Schließlich holt er sich mit seinen Kameraden am 30. Juni 1951 vor 85.000 Fans im Berliner Olympiastadion gegen Preußen Münster den ersten deutschen Meistertitel für den FCK. Dies ändert allerdings nichts daran, dass – im krassen Gegensatz zu den heutigen Gehältern – ein Profi damals vom Fußball allein noch nicht leben kann. Deshalb arbeitet der Vogelbacher parallel beim Nähmaschinenhersteller Pfaff in Kaiserslautern, wo er eine Ausbildung zum Feinmechaniker durchläuft.

Im Sommer 1952 setzt Richard Schneider Horst gegen Landau erstmals auf der Position ein, die ihn später definieren wird: Außenläufer. Der ist zunächst gar nicht begeistert: Bitte was? Trainer, ich kann das net! Ich kann das net, ich kann kein Außenläufer spielen, ich bin Stürmer![1] Doch der Trainer bleibt hart und das Resultat des Experiments spricht für sich: ein mit 5:2 gewonnenes Spiel, davon zwei Tore Eckels! Zu diesem Zeitpunkt weiß jener noch nicht, dass die Umschulung auf die neue Spielposition ein Gemeinschaftsprojekt seiner drei wichtigsten Förderer ist: Schneider, Fritz Walter und – als Impulsgeber – der Mann, den Horst, wie dessen übrigen Schützlinge, bald nur noch „den Chef“ nennen wird: Bundestrainer Sepp Herberger. Auch die 1953 endenden Saison verläuft höchst erfolgreich – der FCK sichert sich den zweiten Meistertitel, wieder in Berlin – nur dieses Mal mit 4:1 gegen den VfB Stuttgart.         

Der 4. Juli 1954           

Sepp Herberger hat, obgleich er sich demonstrativ in Understatements übt, das junge Lauterer Talent schon eine ganze Weile auf seinem Radar und nominiert ihn schließlich 1952, mit 20 Jahren für die Nationalmannschaft. Nach einem buchstäblich in letzter Minute ausgefallenen Einsatz gegen Frankreich, bestreitet Eckel sein erstes von insgesamt 32 Länderspielen am 9. November 1952 in Augsburg gegen die Schweiz, ein 5:1-Sieg. Die folgende WM-Qualifikation, in der man neben Norwegen auch gegen das damals noch nicht zur BRD gehörende Saarland spielt, wird erfolgreich absolviert. Das Jahr 1954 bringt mit der unerwartet heftigen 1:5-Meisterschaftsklatsche des 1. FCK gegen Hannover 96 für Eckel aber zunächst einen herben psychologischen Dämpfer – ausgerechnet drei Tage vor Beginn der WM-Vorbereitung der Nationalmannschaft in der Sportschule München-Grünwald. Aber die dortige gute Atmosphäre und die Konzentration auf das bevorstehende Weltturnier lassen die Trübsal schnell in den Hintergrund treten. Das bereits in Grünwald geleistete, harte Konditionstraining und die begonnene taktische Einstellung der Mannschaft gehen nach Weltmeisterschaftsbeginn nahtlos in die Arbeit im Schweizer Trainingsquartier über, dem am Ufer des Thuner Sees gelegenen Hotel Belvedere in Spiez. Bundestrainer Sepp Herberger wird seiner Rolle als kluger Motivator vollauf gerecht und versteht es, aus seinen Jungs eine verschworene Einheit zu formen. Eckel teilt sich sein Zimmer mit einem seiner engsten Mannschaftskameraden, Linksaußen Hans Schäfer vom 1. FC Köln. In der Vorrunde befindet man sich in einer Gruppe mit der Türkei, Ungarn und Südkorea. Wird das Türkei-Spiel zum ersten wichtigen Test, sind es aber ebenso die favorisierten Ungarn – mit Spielern wie Hidegkuti, Puskás und Kocsis damals eine der besten Mannschaften der Welt – mit denen es zu rechnen gilt. Herberger glaubt noch nicht, sie in der Vorrunde schlagen zu können, rechnet sich aber Chancen bei einem weiteren – günstigen – Turnierverlauf aus. Taktisches Zentrum des ungarischen Spiels ist Mittelstürmer Nandor Hidegkuti und dessen Bewachung, dessen Neutralisierung hat in Herbergers Planung kein anderer zu übernehmen als Horst Eckel – von seinen Mitspielern wegen seiner Schnelligkeit und Ausdauer „der Windhund“ getauft. Entscheidet man das erste Spiel gegen die Türken mit 4:1 für sich, folgt im folgenden Ungarn-Spiel eine, vielleicht einkalkulierte, aber trotzdem brutale Demontage von 3:8, bei der auch der Vogelbacher nicht gut aussieht! Schon fällt die deutsche Presse über Herberger und die Elf her, bezweifelt Spielsystem und Aufstellung. Doch „der Chef“ hält an seiner Ausrichtung fest. Und die folgenden Spiele geben ihm Recht: die zweite Vorrundenpartie gegen die Türkei – 7:2, das Viertelfinale gegen Jugoslawien – 2:0, dann das vielbeachtete Halbfinale gegen Österreich, bei dem Eckel den vormals für ihn schwierigen Stojaspal aus dem Spiel nimmt – 6:1!                                             

Schließlich steht der vorige Außenseiter Deutschland im Weltmeisterschaftsfinale, wo erneut Ungarn wartet. Nun geht die Elf allerdings mit weit größerem Selbstbewusstsein in die entscheidende Konfrontation – Eckel, der bislang immer gespielt hat, schärft Herberger noch einmal ein, er solle Hidegkuti sogar aufs Klo folgen, jener solle nachts von ihm träumen. Am 4. Juli 1954 um 16:53 wird das Endspiel im Berner Wankdorf-Stadion vor 60.000 Zuschauern angepfiffen. Und fängt zunächst denkbar schlecht an: Bereits in der sechsten Minute fälscht Eckel im Strafraum einen Schuss von Kocsis unglücklich in den Lauf von Ferenc Puskás ab – der bedankt sich mit dem 1:0! Kurz darauf hapert es bei der Abstimmung zwischen Torwart Toni Turek und Werner Liebrich, wobei sich Zoltan Czibor als lachender Dritter erweist – 2:0! Könnte das Spiel nun, nach nicht einmal zehn Minuten, kippen, erweist sich die Moral der Deutschen aber als intakt. Nach gekonntem Zuspiel von Fritz Walter und einem Torschuss von Helmut Rahn gelingt es Max Morlock, per Grätsche den Ball flach in Grosics Kasten zu lenken – der 1:2-Anschlusstreffer! Die 18. Minute: Helmut Rahn verwandelt nach einer Ecke Fritz Walters abgeklärt – 2:2, Ausgleich. Die Ungarn erhöhen den Druck, Turek verhindert mit Klasseparaden die erneute Führung. Kurz vor Halbzeitende zieht sich Eckel bei einem Zweikampf mit Lantos eine klaffende Schnittwunde am rechten Oberschenkel zu! Masseur Erich Deuser will ihn schon aus dem Spiel nehmen, doch er bleibt eisern und spielt mit Verband weiter.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit starten die Ungarn furios, erarbeiten sich einige Großchancen, die wiederum an Turek scheitern. Doch die Deutschen halten mit, starten ihrerseits Angriffe – die Partie wogt hin und her. Die spielentscheidende 84. Minute, welche sich in Deutschland vor allem durch den unvergessenen Radiokommentar Herbert Zimmermanns (Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…TOOOR! TOOOR! TOOOR! TOOOR!) ins historische Gedächtnis eingebrannt hat, schildert Horst Eckel in seiner eigenen Erinnerung so:

Ich stehe 40, 42 Meter vor dem ungarischen Strafraum, halbrechte – meine – Position. Der Regen, unser Regen prasselt unaufhörlich. Hans [Schäfer – C.D.] ist auf der linken Seite im Zweikampf mit Boszik. Der Boss bewegt sich 20 Meter vor mir in Richtung des ungarischen Strafraums. […] Ich sehe den Ball als hohe Flanke in den ungarischen Strafraum fliegen, sehe irgendwie Ottmar [Walter – C.D.], sehe wie der Ball von einem ungarischen Abwehrspieler – ich kann nicht erkennen ob es Lantos oder Zakarias ist – aus dem Strafraum befördert wird. „Abgewehrt“, denke ich und will mich gerade wieder auf den ungarischen Angriff einstellen, der jetzt kommen muss. Ich suche Hidegkuti, doch auf einmal sehe ich, dass der abgewehrte Ball direkt in die Laufrichtung von Helmut Rahn fliegt, ich sehe, wie der Boss ihn annimmt. Ich starte wieder zwei oder drei Meter nach vorne, bewege mich zur Mitte hin […] In dieser Zehntelsekunde wird mir klar: Der Boss spielt nicht mehr ab, der haut drauf. Helmut zieht das Leder vom rechten auf den linken Fuß, vorbei an dem sich ihm entgegenstürzenden Spieler – ich glaube es ist Zakarias. Hidegkuti kreuzt wieder mein Sichtfeld, so dass ich einen kleinen Ausfallschritt nach links machen muss, um sehen zu können, wie der Ball neben dem Pfosten im rechten unteren ungarischen Eck einschlägt. […] Grosics, der ungarische Torwart, liegt noch am Boden bevor der Jubel aus zehntausend Kehlen unserer Schlachtenbummler einen ohrenbetäubenden Lärm auslöst.[2]

 

WM-Finale, Wankdorf-Stadion Bern, 4. Juli 1954: 84. Minute, Torjubel nach dem 3:2 - Mitte: Horst Eckel und Fritz Walter; von hinten: Ottmar Walter (Rückennr. 15), vermutl. Max Morlock [Nr. 13] und Hans Schäfer (Nr. 20); sich mglw. aus dem Hintergrund nähernd: Torschütze Helmut Rahn (Stadtarchiv Kaiserslautern, Fotoslg.)

Nachdem die quälend langen letzten sechs Minuten überstanden sind – ein Abseitstor von Puskás sorgt noch einmal für eine Schrecksekunde – ist der Herberger-Mannschaft der Titel nicht mehr zu nehmen. Haben Eckel und seine Kameraden selbst zunächst Mühe, die Tragweite des Ganzen zu erfassen, wird ihnen spätestens bei der zu einem einzigen Triumphzug geratenden Rückkehr nach Deutschland klar, was dieser Sieg ihren Landsleuten neun Jahre nach Krieg und Zusammenbruch bedeutet. In München feiert sie die ganze Stadt auf dem Rathausbalkon, was sich selbstredend genauso in Kaiserslautern wiederholt, wo die einheimischen Weltmeister in der Fruchthalle empfangen werden und sich dann im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Der persönliche Höhepunkt ist für Horst allerdings der Empfang in Vogelbach zusammen mit seinen Mannschaftskameraden, bei dem das Dorf aus allen Nähten platzt.

 

Horst Eckel beim Triumphzug durch Kaiserslautern, Juli 1954 (Stadtarchiv Kaiserslautern, Fotoslg.)

Weitere Karriere und Leben jenseits des Fußballs

Nach dem Abklingen des WM-Rummels nahm Horst Eckel seine Pflichten beim FCK wieder auf. Ein kurz darauf unterbreitetes Angebot, in Bristol zu spielen – allein der Vorschuss hätte 150.000 DM betragen – schlug er aus Heimatverbundenheit und Vereinsloyalität aus. Allerdings brach er sich bei einem Einsatz Schien- und Wadenbein – was ihm eine finanziell schmerzhafte, halbjährige Zwangspause einbrachte, sowohl beim Verein als auch bei Pfaff. Als die wegen zweier kontroverser Schiedsrichterentscheidungen bitterste Niederlage seiner Laufbahn bezeichnete er das 3:4 gegen Rot-Weiß Essen im Juni 1955. Das zwei Monate später ausgetragene Länderspiel in der Sowjetunion – man verlor 2:3 – war ob des dortigen freundlichen Empfangs wiederum eine besondere, wegen der noch frischen Kriegsvergangenheit keineswegs selbstverständliche Positiverfahrung. 1957 heiratete er seine Jugendliebe Hannelore, aus der Ehe gingen die Töchter Susanne und Dagmar hervor. Bei der WM 1958 in Schweden befand Eckel sich wiederum im Kader – zwar schaffte man nicht die Titelverteidigung, erreichte aber respektabel das Halbfinale, welches gegen die schwedischen Gastgeber mit 1:3 verloren ging – auch hier haderte Eckel mit diversen Entscheidungen des Unparteiischen. Kurz darauf endete seine Zeit in der Nationalmannschaft, parallel dazu veränderte das Ausscheiden seiner Mitweltmeister, allen voran seines kongenialen Spielpartners Fritz Walter, für ihn Charakter und Atmosphäre „seiner“ FCK-Elf entscheidend. Unter diesem Eindruck und auch aus finanziellen Erwägungen entschloss er sich nach 213 Spielen mit 64 Toren für seinen Stammverein ab 1960 in die Amateurliga, zur Werkself von Röchling Völklingen, zu wechseln. Dort war er bis 1969 zunächst Trainer, dann Spieler, dann wieder Trainer – bevor er seine Karriere im Profisport endgültig beendete.

1970 – auf Vermittlung seines ehemaligen FCK-Kollegen Karl Schmidt, nun Referent im Mainzer Innenministerium – schlug er ein neues Berufskapitel auf, indem er sich auf dem zweiten Bildungsweg in Trier zum Sportlehrer ausbilden ließ. Zur finanziellen Überbrückung betrieb seine Frau Hannelore zwischenzeitlich ein Sporthotel in Morbach, Eckel besserte die Familienkasse u.a. mit dem Training des Fußballvereins Idar-Oberstein auf. Von 1973 bis 1993 arbeitete er schließlich als Lehrer für Sport und Werken an der Realschule Kusel, wo er Mitte der 1980er neben vielen anderen auch den älteren Bruder des Verfassers unterrichtete. Das ehemalige Schulgebäude in der Lehnstraße wurde übrigens 2014 nach ihm benannt. Seit 1997 engagierte er sich überdies in der Sepp-Herberger-Stiftung und besuchte im Sinne der Resozialisierung besonders jugendlicher Straftäter zahlreiche Haftanstalten in der ganzen Republik. 2004 wirkte er als Berater für Sönke Wortmanns erfolgreichen Kinofilm „Das Wunder von Bern“ mit, in diesem Jahr erhielt er auch das Bundesverdienstkreuz. 2017 schließlich, mit 85, wurde Eckel nach Fritz Walter und Werner Liebrich erst zum dritten Ehrenspielführer des 1. FC Kaiserslautern ernannt. Noch bis ins hohe Alter sportlich aktiv, war er bei zahllosen Anlässen unermüdlicher Advokat des Fußballs und seiner nicht nur sportlichen Werte wie Fairplay und Respekt. Der Tod seiner Mannschaftskameraden von Bern, besonders der Fritz Walters 2002, hat ihn über die Jahrzehnte immer wieder schwer getroffen.

Am 3. Dezember 2021, nur zwei Monate vor seinem 90. Geburtstag, dessen Jubiläum bereits vorbereitet wurde, ist Horst Eckel nun verstorben. Bei seiner Beerdigung in Vogelbach erwiesen ihm 400 Gäste aus der Pfalz und ganz Deutschland die letzte Ehre – darunter die beiden Weltmeister Andreas Brehme und Miroslav Klose, Hans Peter Briegel sowie der ehemalige Schiedsrichter und FCK-Aufsichtsratssprecher Markus Merk.

Christian Decker


[1] Eckel: 84. Minute, S. 44.

[2] Eckel: 84. Minute, S. 153/154.

 

Aktuell würdigt in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern die Ausstellung „Windhund, Weltmeister & Mensch“ Leben und Persönlichkeit Horst Eckels:

https://www.pfalzbibliothek.de/horst-eckel-ausstellung-in-der-pfalzbibliothek/


Literatur und Quellen:


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