Publikationsprojekt "Die Pfalz im Kaiserreich"

Friedensdenkmal Edenkoben, geschaffen von August Drumm, um 1900 (IPGV Fotoslg.)

Wie für das restliche Deutschland markierte auch für die bayerische Pfalz die Ära des Kaiserreichs 1871 bis 1918 eine gleichermaßen äußerst dynamische wie ambivalente: Mit der kriegsbedingten Annexion Elsass-Lothringens verlor man für mehr als vier Jahrzehnte den unmittelbaren Grenzlandstatus, Industrialisierung und Urbanisierung traten wechselseitig in ihre endgültige Hochphase ein, der territoriale Bezugspunkt Bayerns erweiterte sich um den eines neuen deutschen Nationalstaats, die Entwicklung moderner Parteien und Wahlkämpfe revolutionierte das politische Leben und neue soziale Strömungen wie z.B. die Frauenbewegung setzten sich für mehr staatsbürgerliche Partizipation, neue Lebens- und kulturelle Ausdrucksformen ein. Gleichzeitig verschärfte sich der Klassenkonflikt zwischen sozialdemokratischer Arbeiterbewegung, konservativer Regierung und Unternehmertum, grassierte ein regional besonders einzustufender, antifranzösischer Nationalismus und sah sich die Pfalz ihrer geographischen Lage wegen noch direkter und härter mit Verlauf und Folgen des Ersten Weltkriegs konfrontiert als andere deutsche Landstriche.                        

 

Hauptquartier 2. Armee Prinz Friedrich Karl in Kaiserslautern [1870-71]

Anders als prominentere Bereiche der pfälzischen Geschichte des „langen“ 19. Jahrhunderts wie der Vormärz oder die Revolution 1848/49 fristete die „Kaiserzeit“ in der Forschung lange Zeit ein merkliches Schattendasein. Jenem Mangel zumindest partiell abzuhelfen, ist das Ziel des vorliegenden Publikationsprojekts in Form eines geschichtswissenschaftlichen Handbuchs, das Beiträge von 25 Autorinnen und Autoren versammelt. Die Entwicklung der Pfalz während des Deutschen Kaiserreichs wird dabei aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet: dem der Wirtschaftsgeschichte, dem der soziokulturelle Milieus und Eliten, welche – in bedeutendem Maße konfessionell geprägt – in einem beständigen Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Wandel existierten, der Frage nach dem politischen Dreiecksverhältnis zwischen rheinischem Regierungskreis, bayerischem Zentralstaat und der Reichsebene sowie nicht zuletzt der Betrachtung der Felder staatlicher Administration und Kultur.

Projektleitung: Dr. Christian Decker

Herausgeber: Dr. Christian Decker, Dr. Sabine Klapp, Prof. Dr. Wilhelm Kreutz, Dr. Dieter Schiffmann und Dr. Hannes Ziegler